Sturm und Sticheleien beim Tennstedter Umzug

Zum Rosenmontag zogen einheimische Vereine und Gäste aus der Region durch die Kurstadt. Auch politische Themen wurden aufgegriffen.

Thüringer Allgemeine, Bad Tennstedt. Es war ein eher verhaltener Empfang, den die Zuschauer den Narren in Bad Tennstedt bereitet haben. Das hatte aber weniger mit der Qualität des diesjährigen Rosenmontagumzugs zu tun, sondern vielmehr damit, dass Regen und stürmischer Wind den am Straßenrand Versammelten zu schaffen machten. Die Helau-Rufe wurden buchstäblich vom Winde verweht. Die Kinder bemühten sich, rasch die Bonbons und anderen Süßigkeiten in die trockenen Taschen zu bugsieren, ehe sie gänzlich aufgeweicht wurden. Die Erwachsenen wärmten sich mit Kaffee.

Trotz der meteorologischen Unbilden: Was auf den knapp 30 Bildern am Montagnachmittag präsentiert wurde, zeugte von Einfallsreichtum und Fleiß der städtischen und regionalen Vereine. So rollte das Männerballett aus Gebesee in einer riesigen Festung durch die Kurstadt. Über die Zinnen lugten die Mitglieder des Gebeseer Carnevals-Clubs – allesamt als Ritter kostümiert. Ähnlich gelagert, aber ein paar Jahrhunderte weiter in der Geschichte, präsentierten sich die Narren aus Andisleben .

Die verschanzten sich, verkleidet als Soldaten der amerikanischen Konföderierten-Armee, in einem Wild-West-Fort. Waren die Steine der Gebeseer Festung noch aus Pappe, wurden hier echte Palisaden-Stämme auf den Wagen montiert. Die Illeber marschierten kurzerhand mit einer überdimensionalen Torte vom Osthöfer Tor Richtung Rathaus. Der Illeber Carneval-Verein feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

Bissig gaben sich die Gäste aus Großvargula . Der Wagen mit der Aufschrift „Justizvollzugsanstalt Großvargula“ zeigte die Konterfeis von Bad Tennstedts Bürgermeister Jens Weimann (CDU) und Bad Langensalzas Bürgermeister Matthias Reinz (Parteilos) hinter schwedischen Gardinen. „Wir sperren die Bande ein, Großvargula bleibt allein“, reimten die Vargulaer – offenbar in Anspielung auf frühere Gedankenspiele zur Fusion von Herbsleben und Bad Tennstedt und der jüngsten Eingemeindung der Nachbarn aus Klettstedt nach Bad Langensalza .

Nicht nur die Gäste, auch die Bad Tennstedter nutzten den Umzug für Sticheleien. Die Traktorfreunde Bad Tennstedt kalauerten: „Ob Tulpen oder Nelken, bei uns kannste bald im Kurpark zelten.“ Andere trauerten den gefällten Bäumen nach und reimten: „Kennt ihr noch die Bäume? Da wohnten Eichhörnchen und Eule.“ Untermalt wurden die Sprüche von einem jener gefällten Bäume, an dessen Stamm der Kurstadt-Status zerschellen könnte.

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