Mitten im Unstrut-Hainich-Kreis: Kreisch-Alarm und Ekstase: Männer heizen ein

© Funke Medien Thüringen | Petra Gebauer
Aufreizende Kostüme, eindrucksvolle Choreografien, mitreißende Musik: Fünf Männerballette tanzten im Unstrut-Hainich-Kreis um den Pokal. Das gab es zu sehen.
Sie haben monatelang geschwitzt für diesen Abend. Schritte, Drehungen, sogar Hebeelemente einstudiert, ihre Outfits gesucht, die Choreografien immer wieder geübt. Es sollte ein perfekter Auftritt von fünf Männerballetten werden. Freitagabend war die legendäre Light-Night, der Männerballett-Contest beim Tennstedter Karnevalverein (TKV) im Unstrut-Hainich-Kreis.
Es war 22.30 Uhr, als ein ohrenbetäubender Jubel durch die Halle tönte. Das Bruchstedter Männer beweist, auch Sprichwörter können falsch sein. Von wegen, aller guten Dinge sind drei. Nein! Vier. Die Tänzer haben mit ihrer Show „Moonlight Shadow“ unfassbare 505 Punkte ertanzt. Den Pokal, es ist ein neuer, da der alte nach drei Siegen beim Gewinner bleibt, gewonnen.

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Tanz, Akrobatik und Kostüme begeistern
Bewertet wurden Idee, Umsetzung, Schrittvielfalt und Kostüm. Gleich drei Kostüme hatten die Bruchstedter und dazu eindrucksvolle akrobatische Elemente inklusive Hebefiguren. Das kam an und brachte am Ende den Sieg.
Platz 2 ging nach Ballhausen, auch wenn die Männer das Geheimnis nicht lüfteten, was sie unter ihrem Schottenrock trugen. Der eindrucksvolle Einmarsch mit Dudelsack, die typischen keltischen Klänge – manch einer fühlte sich direkt in die schottischen Highlands entführt. Auch sie zeigten unglaubliche Bilder mit Hebungen und Drehungen.

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Kaum vorstellbar, dass der älteste „Schotte“, Konrad, schon 72 ist. Noch immer Freude am Tanz und Karneval hat.
Märchenhaft schön
Die Gastgeber aus Bad Tennstedt eroberten einen souveränen dritten Platz. Getreu dem Motto „Märchenland in Narrenhand“ stellten sie ihren Auftritt unter den Titel „Rio ruft Vajana“. Bunt, schillernd und heiße Rhythmen – da hielt es nicht alle auf den Stühlen. Südamerikanisches Feeling in einer Mehrzweckhalle.

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Als dann Jens mit seinen Glitzerflügeln auf der Bühne stand, hörte man hier und da die Worte: „Der könnte beim Straßenkarneval in Rio auftreten.“
Eines begeistert auch: Auf der Bühne tanzten Jung und Alt. Die Bad Tennstedter Tänzer beweisen, es gibt Nachwuchs beim Männerballett. Ihr Küken, Fabio Kerst, ist 20 und das erste Mal dabei. Er verrät vor seinem Auftritt: „Ich spiele Fußball und hab‘ mir gedacht, da könnte ich auch beim Männerballett mitmachen.“
Seit drei Monaten habe er geprobt. Das sei nicht das Problem, eher die Treffen, da viele auswärts arbeiten. Heißt, meist opfern die Männer ihre Sonntage, um für den großen Auftritt perfekt vorbereitet zu sein. Urlaub habe er für die wilden Tage – es geht durch bis Montag – noch nicht genommen. „Das macht er dann nächstes Jahr. Wir haben alle so angefangen“, witzeln seine Mittänzer.
Viel Proben für den Erfolg: Es lohnt sich
Auch Gäste aus einer fernen Galaxy fanden den Weg nach Bad Tennstedt – das Männerballett Schwerstedt tanzte als Alien, Astronauten und Marsmännchen auf der Bühne. Zu Beginn mit einer aufgepeppten Version des „Prinzen“-Songs „Der Mann im Mond“. Sie zeigten, auch der Humor darf bei den Choreografien nicht fehlen.

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Ob Songs wie „Ich komm vom‘ Mars“ oder eine Melodie aus Bullys „Traumschiff Surprise“ und natürlich „Major Tom“: Klatschen, kreischen, ausflippen, so die Devise der 400 begeisterten Zuschauer.
Eigentlich wird die Reihenfolge der Gruppen ausgelost. Eigentlich. Da das freie Männerballett aus Greußen (gehören als einzige nicht zu einem Karnevalsverein) Freitagabend drei Auftritte hatte, durften sie den Wettbewerb eröffnen. Und lösten einen Zwergen-Alarm aus. Ihr Motto „Schneewittchen und die acht Zwerge“.
Mit „Hey ho , hey ho wir sind vergnügt und froh“ marschierten sie ein. Zünftig mit Zipfelmütze und Werkzeugen. Für das Schneewittchen gab es natürlich auch einen Spiegel. Zum Song „Du bist die Schönste auf der Welt“ zeigte sie, was in ihr steckt. Mit Erfolg. Der Saal war sich einig. „Dirk, du bist das beste Schneewittchen!“

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Am Ende, und so betonte es auch Wolfgang Zilling vom Tennstedter Karnevalverein, seien alle Sieger. Es gehe darum, Spaß zu haben, Leute zu erfreuen. Schade, dass ein Männerballett aus Krankheitsgründen absagen musste. Dann wäre der Abend sicher bis weit nach Mitternacht gegangen.
Denn in diesem Jahr wurde das Bewertungssystem geändert. 2024 konnten die Vereine online voten. Dieses Mal gab es für jeden Verein zehn Stimmzettel, auf denen die Kategorien standen. Für Idee, Umsetzung, Schrittvielfalt und Kostüm konnten Punkte vergeben werden.
Eine Atempause haben die Karnevalisten nicht. Nach Prunksitzungen und anderen Veranstaltungen steigt Rosenmontag in Bad Tennstedt der legendäre Umzug. Mittendrin das Männerballett des TKV. Ausruhen können sie sich ab Aschermittwoch.