Warum ein Niedersachse einen Karneval-Verein im Unstrut-Hainich-Kreis regiert

Axel Scheibels (Mitte) Herz schlägt für den Karneval. „Der Fasching ist ein Fest, bei dem die Menschen den Alltag vergessen sollen“, sagt er. © Toralf Emmrich

Von Niedersachsen aus leitete der Präsident 15 Jahre lang seinen Karnevalsverein im Unstrut-Hainich-Kreis. Nach den närrischen Tagen will er sein Amt weitergeben. Ein Abschied vom Karneval ist das aber nicht.

Die aktuelle närrische Saison im Unstrut-Hainich-Kreis ist für Axel Scheibel die letzte als Präsident des Tennstedter Karneval-Vereins (TKV). Der 49-Jährige, der die Närrinnen und Narren von Gehrden bei Hannover aus führt, will sein Amt abgeben. Eigentlich sollte es nur eine Übergangslösung sein, als er den Posten 2010 übernahm. Inzwischen sind daraus 15 Jahre geworden.

„Ich bereue keine Sekunde“, sagt Axel Scheibel. Sein Herz schlägt für den Karneval, der für ihn mehr als nur Spaß ist. Denn hinter dem Brauchtum steckt auch eine intensive Kinder- und Jugendarbeit, die der TKV das ganze Jahr über leistet. Vor allem für Mädchen bietet er eine sportliche Alternative zu Fußball und Co. „Das treibt mich an und dafür streite ich mich auch“, sagt er.

2010 wurde das Schicksalsjahr für den gebürtigen Bad Tennstedter

Im Alter von 18 Jahren hatte es Axel Scheibel in den TKV gezogen. Er stand am Mischpult und in der Bütt und verstärkte hin und wieder die „Närrischen Weiber“ bei Sketchen. 2004 wurde er zum zweiten Schriftführer und 2007 zum ersten Schriftführer gewählt. Danach wollte er sich eigentlich aus dem Vorstand zurückziehen. Denn der Bad Tennstedter zog zum Studium nach Gießen.

Axel Scheibel verstärkt manchmal die „Närrischen Weiber“. Hier brachte er für sie eine Tanzeinlage auf die Bühne. © Toralf Emmrich

Doch 2010 wurde zu seinem Schicksalsjahr im Karneval-Verein, der jetzt bereits seit 72 Jahren besteht. Bei der Mitgliederversammlung konnten bis auf den Präsidenten alle Vorstandsposten besetzt werden. „Danach haben einige aus dem Verein bei mir angeklopft“, erinnert sich Scheibel. Wenige Wochen später wurde er zum TKV-Vorsitzenden gewählt.

Axel Scheibel mit den „Närrischen Weibern“, die immer für viel Lacher sorgen. © Toralf Emmrich

Das Amt brachte von Anfang an Herausforderungen mit sich. Denn das Schützenhaus, in dem die Tennstedter Närrinnen und Narren damals ihr Domizil hatten, wurde verkauft. „Mit Hilfe des VG-Vorsitzenden und der Stadt fand sich dann eine Möglichkeit, im Jugendclub unterzukommen“, informiert Scheibel.

Im Unstrut-Hainich-Kreis hat er bei seinen Eltern immer eine Anlaufstelle

Axel Scheibel musste den Verein aus der Ferne führen. Denn im Jahr seiner Wahl war er in das niedersächsische Gehrden gezogen. Außerdem ist er beruflich unter der Woche ohnehin viel unterwegs. Als Vertriebstrainer reist er quer durch Deutschland.

Bei seinen Eltern, die noch in seiner alten Heimatstadt wohnen, hat er in Bad Tennstedt noch eine Anlaufstelle. „Dort versuche ich auch regelmäßig zu sein“, sagt er. Absprachen und alles andere läuft über Telefon, E-Mail oder Whats-App. „Das funktioniert ganz gut“, berichtet er.

Axel Scheibel im Saal des Rathauses, das jedes Jahr am Rosenmontag erobert wird. © Toralf Emmrich

Hinter der närrischen Saison steckt viel Organisation. Schon im Sommer startet er daher mit der ersten Planung. Wenn es Aufgaben gibt, wie den Rosenmontagszug beim Ordnungsamt anzumelden oder den Zapfhahn beim Männerballettwettbewerb zu bedienen, gibt Scheibel diese weiter. Und er findet auch immer jemand, der sie übernimmt. „Das ist ein tolles Miteinander und ich bin stolz auf diese Mitgliederstruktur“, freut er sich.

Dennoch will er sein Amt bei der nächsten TKV-Versammlung im April abgeben. Grund dafür ist die Idee des Vereins, das jetzige Domizil in der Bahnhofstraße zu kaufen. Darüber sollen die Mitglieder bei diesem Treffen entscheiden.

Bad Tennstedter soll das Präsidenten-Amt mit anderen Augen leiten

Das Programm der 72. Session

Der Tennstedter Karneval-Verein besteht jetzt seit 72 Jahren.

Die närrische Saison steht unter dem Motto „Märchenland in Narrenhand“.

Freitag, 28. Februar: 14.11 Uhr Kinderfasching; 19 Uhr TKV-Light-Night mit dem Männerballett-Contest (Eintritt frei).

Samstag, 1. März: 19.11 Uhr Prunksitzung.

Sonntag, 2. März: 14.11 Uhr Familienfasching.

Rosenmontag, 3. März: 14 Uhr Umzug; 19.11 Uhr Rosenmontagsball.

Der Jugendclub ist inzwischen ausgezogen, so dass der Verein mehr Platz hätte, den er auch braucht. Aber es gibt einen massiven Sanierungsstau und damit viel zu tun. „Das Dilemma ist, wenn wir jetzt Geld und Arbeit reinstecken und das Gebäude später vielleicht verkauft wird, stehen wir wieder am Anfang“, erklärt Scheibel die Gründe für den geplanten Kauf.

„Denn wir sind gebrannte Kinder“, sagt er. Der Verein hatte bereits mit viel Arbeit damals das Schützenhaus hergerichtet und unter anderem einen neuen Eingang und die ehemalige Kegelbahn für seine Zwecke umgebaut.

„Ich werde meinen Fußabdruck im TKV hinterlassen, denn ich habe ihn 15 Jahre geprägt“, weiß der 49-Jährige. Aber er findet, dass es an der Zeit ist, dass ein anderer Vorsitzender den Verein künftig mit einem anderen Blickwinkel führt. Und er hält es für gut, wenn jemand aus Bad Tennstedt das Amt übernimmt, der dann auch die Sanierung des Domizils begleiten kann.

Im TKV sind viele Kinder und Jugendliche aktiv. Das treibt Axel Scheibel (Mitte) an. © Toralf Emmrich

Dem TKV aber will Axel Scheibel weiter treu bleiben. „Es ist ja nur ein Schritt zurück aus der ersten Reihe“, sagt er. Somit bleibt er auch dem Karneval erhalten.

Die aktuelle Session steht unter dem Motto „Märchenland in Narrenhand“. Nachdem es etliche Jahre gab, in denen kaum jemand kam, war diesmal die Prunksitzung schnell restlos ausverkauft. „Es ist toll, wenn man die Menschen begeistern kann“, so der Präsident.

Quelle

Das könnte dich auch interessieren …