Braver und ausgelassener Rosenmontagsumzug in Bad Tennstedt

Auch diese jungen Narren vom Bruchstedter Carnevalverein trotzdem dem Regen und liefen beim Rosenmontagsumzug in Bad Tennstedt mit. Foto: Daniel Volkmann

Brav – so lässt sich der Rosenmontagsumzug in Bad Tennstedt am besten beschreiben. Als am Montagnachmittag viele Vereine der Stadt und der umliegenden Gemeinden durch die Innenstadt zogen, stand die gute Laune im Mittelpunkt. Immerhin galt es einer unschönen Tradition der vergangenen Jahre zu trotzen: Pünktlich zum Faschingsumzug regnete es.

Während sich die Karnevalisten im Rheinland mit bissigen Motiven an der umstrittenen Ministerpräsidentenwahl in Thüringen abarbeiteten, mit einem Trauerwagen auf den Anschlag von Hanau eingingen und Donald Trump als Horrorclown porträtierten, gab es in Bad Tennstedt feiernde Schlümpfe, tanzende Vogelscheuchen und allerhand andere gutmütige Figuren.

Einen Donald Trump gab es auch – auf einem Wagen des Tennstedter Karneval Vereins winkte der US-amerikanische Präsident der Menge zu, direkt neben einem weiteren Präsidenten. Am Umzug nahm auch Michael Danz teil, der Präsident des Landesverbandes Thüringer Karnevalvereine.

Langensalzaer Narren unterwandern den Umzug

Der eine oder andere Umzugswagen war mit markigen Sprüchen zu aktuellen Ereignissen versehen. Die Großvargulaer Narren feierten 105 Jahre Louis de Funès und nahmen Bezug auf dessen Film „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“. Großvargula gab sich unverdrossen und hat „die Kohlköpfe in Erfurt auf den Mond geschossen.“ Der Heimat- und Kulturverein Lützensömmern meinte nur „Keine Regierung – na und?“

Die Bad Tennstedter nahmen die Stadtpolitik aufs Korn, vor allem die Umgestaltung des Kurparks, wo in den vergangenen Monaten viele alte Bäume gefällt wurden. Auf ihrem Wagen legten die Narren ein junges Bäumchen um und drechselten formschöne Sitzbänke daraus.

Die Hornmöpse auf den Horndörfern wiederum verzichteten in diesem Jahr auf Konfetti, beugten sich also nach dem „Skandal“ im vergangenen Jahr nunmehr dem Konfettiverbot, und rüsteten ihre Kanonen mit Peng-Fähnchen aus. „Fasching ohne Konfetti ist wie Winter ohne Schnee, aber beides haben wir nun“, kommentierte der Moderator Toralf Emmrich die Situation.

Trotzdem der Langensalzaer Carneval Club offiziell nicht mehr existiert, hatten sich auch einige Rosenstädter in den Umzug gemischt. Bad Langensalzas Bürgermeister Matthias Reinz trat mit einigen seiner Rathauskollegen in die Pedale. Auf einem Wagen der Interessengemeinschaft Bad Tennstedt fanden Mitglieder des ehemaligen LCC-Elferrats Zuflucht. „Wir suchen eine neue Heimat“, kommentierten sie.

Quelle: Thüringer Allgemeine, Friedemann Mertin, 24.02.2020

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